Die 3. erweiterte Auflage der Broschüre zur „Route gegen das Vergessen“ sowie ein Flyer für eine entsprechende Fahrradtour wurden am 1. September anlässlich der Erinnerung an den Überfall auf Polen, mit dem vor 83 Jahren der 2. Weltkrieg ausbrach, vorgestellt. Auf 60 Seiten gibt die Broschüre vertiefende Informationen zu den 12 Stationen der „Route gegen das Vergessen“ mit Erinnerungsorten in der Erkelenzer Innenstadt sowie in Hetzerath, Lentholt und Lövenich.
Die Erinnerungsorte in der Erkelenzer Innenstadt sind zu Fuß erfahrbar. Ein Flyer zur „Route gegen das Vergessen“ informiert darüber hinaus über eine 24 Kilometer lange Fahrradtour, die alle Erinnerungsorte miteinander verbindet.
„Wir dürfen nie aufhören, uns an dieses dunkle Kapitel unserer Geschichte zu erinnern. Indem wir die Erinnerung wachhalten, übernehmen wir Verantwortung dafür, dass sich die Geschichte nicht wiederholt“, erklärte Bürgermeister Stephan Muckel bei der Vorstellung der aktualisierten Materialien.
Die 2. vergriffene Auflage wurde von Rita Hündgen, Wilfried Mercks und Hubert Rütten vom Erkelenzer Heimatverein umfassend überarbeitet und ergänzt und vom Erkelenzer Künstler Michael Franke gestaltet. „Neu im Kapitel ‚Kritische Kirche‘ ist beispielsweise die umfassende Information über das Wirken des in Terheeg geborenen Joseph Emonds. Er hat als Geistlicher Menschen jüdischen Glaubens geholfen. Ihm wird seit einigen Jahren in Israel in Yad Vashem als ‚Gerechter unter den Völkern‘ gedacht“, informierte Rita Hündgen.
Die neue Auflage der Materialien wurde von NRWeltoffen, dem Landesprogramm gegen Rechtsradikalismus und Rassismus und der Stadt Erkelenz finanziell unterstützt.
Mit dem Projekt „Route gegen das Vergessen“ haben sich weitere Aktionen zur Erinnerung an die nationalsozialistischen Verbrechen im Erkelenzer Stadtgebiet entwickelt. So gibt es Schulprojekte und Kooperationen zum Gedenken an die Reichsprogromnacht am 9. November. Auch die Aktion der akustischen Stolpersteine, bei der am 27. Januar zum Gedenken an die Opfer des Nationalsozialismus alle bekannten Namen der deportierten Personen aus dem Erkelenzer Stadtgebiet in Dauerschleife am Marktplatz abgespielt werden, ist aus dem Projekt heraus entstanden.
„Als Stadt unterstützen wir die Projekte, die die Erinnerungskultur in Erkelenz fördern. Das beklemmende Gefühl, dass das Erinnern an die Verbrechen von damals auslöst, ist dabei manchmal auch notwendig und aktueller denn je. Es darf nicht sein, dass Mitglieder in unserer Gesellschaft Rassismus oder Antisemitismus erfahren. Dagegen Haltung zu zeigen, ist unser aller Aufgabe“, fordert Stephan Muckel.
Seit 2006 wird die „Route gegen das Vergessen“ entwickelt und stetig unter Federführung des Erkelenzer Heimatvereins mit vielen ehrenamtlich Engagierten erweitert.
Wilfried Mercks ergänzt: „Die Aufarbeitung der nationalsozialistischen Verbrechen im Erkelenzer Stadtgebiet ist noch unvollständig. Beispielsweise fehlt die Aufarbeitung der in Erkelenz und Umgebung festgehaltenen Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter. Wer sich unserem Bürgerprojekt „Route gegen das Vergessen anschließen möchte, ist jederzeit willkommen.“
Die Broschüre zur „Route gegen das Vergessen“ ist in der Geschäftsstelle des Heimatvereins kostenlos erhältlich. Eine Spende zur Finanzierung der Druckkosten ist willkommen. Unter www.heimatverein-erkelenz.de kann die Broschüre online eingesehen werden. Ebenso werden kostenlose Exemplare an die Erkelenzer Schulen geschickt. Die Broschüre ist geeignet für Schulklassen ab der 7. Jahrgangsstufe.