Die Besucherinnen ließen sich durch das Gebäude führen und Bauamtsleiter Martin Fauck berichtete von der umfassenden Sanierung, die im letzten Jahr abgeschlossen wurde: „Viele Erkelenzer Firmen haben sich mit dem Objekt identifiziert und die Arbeiten mit Engagement und viel Liebe zum Detail ausgeführt.“ Auch Bürgermeister Stephan Muckel ist begeistert vom Ergebnis und freut sich, dass nach dem Umbau und Corona wieder die Ratssitzungen im Alten Rathaus stattfinden können. „Da herrscht eine ganz andere Atmosphäre und Diskussionskultur als in der Stadthalle, wo man mit viel Abstand zueinander sitzt, zum Mikrofon hinlaufen muss und sich nicht permanent in die Augen schauen kann. Das Rathaus trägt schließlich den Namen ‚Rathaus‘, weil hier der Rat der Stadt tagt.“
Denkmäler nutzbar und zukunftsfähig machen
Die gute Stube der Stadt hat im Zuge der Sanierung auch einen Aufzug erhalten, um allen Menschen die Teilnahme an den dort stattfindenden Veranstaltungen und Sitzungen zu ermöglichen. So etwas ist an einem denkmalgeschützten Gebäude nicht ohne weiteres möglich. „Barrierefreie Erschließung ist immer ein Eingriff. Aber da überlegen wir nicht, ob wir das wollen, sondern wie es möglichst denkmalverträglich machbar ist“, erklärte Dr. Claudia Euskirchen vom Landschaftsverband Rheinland (LVR). Auch Landeskonservatorin Dr. Andrea Pufke bekräftigt: „Es ist nicht so, wie viele befürchten, dass man an Denkmälern nie wieder etwas machen kann. Aber wir gucken natürlich, wo der Eingriff am geringsten ist. Wir haben die Aufgabe, Denkmäler zu finden, sie zu erhalten und sie sinnvoll zu nutzen. Wir gehen dabei immer vom Reparaturgedanken aus.“
Reparieren statt neu kaufen lautet auch die Devise für die Holzfenster des Alten Rathauses. Diese sind aus den 50er Jahren, mit kunstvollen Glasmalereien versehen und stark verwittert – aber nicht morsch. Deshalb sollen sie nicht erneuert, sondern aufgearbeitet und mit einer Vorsatzscheibe energieeffizient gemacht werden. „Die Stadt Erkelenz hat ein tolles Team in der Denkmalpflege, das den Wert solch alter Fenster erkennt und auch, dass es sich lohnt, diese aufzuarbeiten“, freut sich Euskirchen.
Denkmalschutz in Braunkohledörfern
Ein weiteres Thema war der Umgang mit den leerstehenden Denkmälern in den Orten, die nun doch erhalten bleiben. Fauck erklärt: „Wir haben gemeinsam mit dem LVR Standards für die Erhaltung dieser Gebäude definiert und überzeugen uns regelmäßig, dass sie keinen weiteren Schaden nehmen. Einmal jährlich erfolgt dazu eine Begehung gemeinsam mit einer Vertretung von RWE, dem Rheinischen Amt für Denkmalpflege und der Stadt Erkelenz, bei der geschaut wird, ob beispielsweise die Dächer dicht sind, ob es Risse in den Wänden gibt, Schimmelbefall festzustellen ist oder sogar die Standsicherheit gefährdet ist. Sollte dies der Fall sein, muss RWE die Schäden beheben, damit die Denkmäler erhalten bleiben.“
Eine besondere Fragestellung wirft der Umgang mit den entwidmeten Kirchen auf. Auch sie sind Denkmäler und im Fall von Heilig Kreuz Keyenberg wurde sogar die neugotische Ausstattung in der Eintragung explizit benannt. Daher setzt das Denkmalschutzgesetz der Entnahme der prägenden Ausstattung sehr enge Grenzen. „Wir können uns in diesem Fall aussuchen, wie wir es falsch machen“, sagt Fauck. „Wir haben gestattet, dass die Glocken mit umsiedeln durften und haben dafür teils persönliche Kritik einstecken müssen. Jetzt prüfen wir gemeinsam mit dem Rheinischen Amt für Denkmalpflege die Entnahme sakraler Ausstattung kritisch, was wiederum auf das Unverständnis auf Seiten der Dorfgemeinschaft stößt. Für die Kirche in Kuckum und die Kapelle in Berverath gibt es keine solche Eintragung der Ausstattung, deswegen konnten wir da großzügiger sein.“
Viele Denkmäler in Erkelenz
„Wir sind eine denkmalreiche Kommune und viele davon sind in städtischem Besitz. Wir haben in den letzten Jahren viel saniert und wollen damit auch Vorbild sein für private Denkmaleigentümer und –eigentümerinnen“, erklärt Ansgar Lurweg, Technischer Beigeordneter. In den letzten Jahren wurde neben dem Alten Rathaus auch für Haus Hohenbusch, die Burg, die alte Schule in Holzweiler, Haus Spiess, den alten Friedhof an der Brückstraße und das Bürgermeisteramt in Granterath viel zum Erhalt investiert und weitere Maßnahmen sind geplant. Der Burghof beispielsweise soll in diesem Jahr barrierefrei werden und Treppe und Mauerwerk werden ertüchtigt. In Haus Hohenbusch steht die Fassadensanierung des Herrenhauses auf dem Plan. Beide Gebäude standen deshalb mit auf der Tagesordnung der Landeskonservatorin und wurden vor Ort besichtigt.