Bei einem Besuch im Rathaus übergaben Christian und Maria Schoeller den gerahmten Kupferstich an den Ersten Beigeordneten Dr. Hans-Heiner Gotzen und an Stadtarchivarin Karoline Meyntz. Das Werk stammt aus den „Hogenberg‘schen Geschichtsblättern“, einer Serie von Stichen historischer Ereignisse, die in einer bedeutenden rheinischen Kupferstichwerkstatt entstanden sind.
Christian Schoeller hatte das Bild im Nachlass seiner verstorbenen Eltern entdeckt. Der zur Abbildung gehörende Text enthält die historische Bezeichnung des Ortsnamens: „Erckelens“, deshalb sei ihnen die Idee gekommen, den Kupferstich der Stadt Erkelenz als Schenkung anzubieten, berichtete Christian Schoeller, dessen Frau Maria Schoeller zu Erkelenz berufsbedingt in Kontakt steht. „Früher gab es ja keine Fotografie, kein Fernsehen und sonstigen Medien“, so Schoeller, „daher konnten Ereignisse von zeitgeschichtlicher Bedeutung nur über Reproduktionsverfahren für die Nachwelt dokumentiert werden.“
Freude über das Geschenk bekundete Dr. Hans-Heiner Gotzen, Erster Beigeordneter und Kulturdezernent der Stadt. „Herzlichen Dank, dass Sie an uns gedacht haben. Wir freuen uns immer, wenn Menschen, die mit Erkelenz verbunden sind, Exponate zur Verfügung stellen“, betonte er. Schön präsentieren können wir den Stich zum Beispiel bei der Aufbereitung unserer geldrischen Geschichte im Rahmen der in 2026 stattfindenden 700-Jahr-Feier.“
Stadtarchivarin Karoline Meyntz fügte hinzu: „Gerade bei der Sichtung von Nachlässen passiert es häufig, dass etwas weggeworfen wird und damit für immer verloren ist. Wir sind daher sehr froh, wenn uns alte Dokumente, Urkunden und Bilder angeboten werden“, betonte sie. „Nur so kann das Wissen über zeitgeschichtlich bedeutsame Ereignisse für nächste Generationen erhalten und weitergegeben werden.“
Die Belagerung von Erkelenz
Das Bild zeigt einen Zwischenfall, der sich während des jülich-klevischen Erbfolgekriegs (1609-1614) vor den Toren von Erkelenz am 10. Mai 1610 ereignete. Die Truppen der vereinigten Fürsten überfielen einen Provianttransport, der für die kaiserliche Besatzung der Festung Jülich bestimmt war. Der zur Abbildung gehörende Text schildert, dass die Soldaten zuvor reichlich das Erkelenzer Bier genossen hatten und daher nicht in der Lage waren, den Überfall abzuwehren; viele kamen zu Tode oder wurden gefangengenommen.
Von Gulisch die Besatzung wohlgemut
Gen Erckelens mit gutter hut
Hingezogen, da bestellet warn
Mit essenspeiß viel gladen karn.
Als diß der Fursten volck vernam
Theten sie sich alsbald zusam
Leigtenhie und da hinderhalt,
Sprengten sie an sehr manigfalt.
Die Guligschen, welchen das hirn
Noch hitzig war von Erckelens bier
Des feinds sehr wenig achten, doch
Erfhuren bald mit schaden noch
Das kein feind zu verachten war
Dan wewol sie zimlich wehr
Thten, wurdens doch all endlich
Umbracht vnd gfangen, drumb sieh für dich.
Führung durch das Stadtarchiv
Bei einer anschließenden Führung durch das Stadtarchiv zeigte Karoline Meyntz den Gästen die etwa zweitausend laufenden Regalkilometer mit historisch wertvollen Dokumenten, die fachgerecht eingelagert und gepflegt werden. Durch die Abgabe von Vereinen, Privatpersonen, Parteien oder ähnlichem werden die städtischen Akten ergänzt und die Geschichte der Stadt vielseitig dokumentiert. „Immer wieder kommt es vor, dass Vereine, wenn ein großes Jubiläum ansteht, bei uns nachfragen, ob wir noch Dokumente aus der Gründung oder Zeitungsberichte über den Verein haben.“ erzählte Karoline Meyntz. „So konnten wir schon einigen Vereinen bei der Rekonstruktion der Vereinsgeschichte helfen. Wir sind aber darauf angewiesen, dass vorherige Generationen die Unterlagen bei uns abgegeben haben.“ Auch bei der Erstellung von Stammbäumen der Aufbereitung der Familiengeschichte stehen die Mitarbeiterinnen des Archivs beratend zur Seite. „Anhand der Personenstandsunterlagen, die seit der Franzosenzeit 1798 bei der Stadt Erkelenz geführt werden, lassen sich ganze Familienzweige im Stadtgebiet und den Ortsteilen nachweisen.“
Das Ehepaar Schoeller freute sich über die fachkundige Führung durch das Archiv und zeigte sich überzeugt, „dass unser Geschenk hier in guten Händen ist.“