Das Büro MUST war für die Sichtung der Ergebnisse zuständig. Robert Broesi, Geschäftsführung, stellt fest: „Verglichen mit anderen Beteiligungen zur Regionalplanung, die wir begleitet haben, ist die Beteiligung der Bürgerinnen und Bürger aus Erkelenz hoch.“ Die Eingaben von 2303 vollständig ausgefüllten Online-Fragebögen, 538 Postkarten und zahlreiche Rückmeldungen aus zwei Beteiligungs-Veranstaltungen wurden im Frühsommer gesichtet und dokumentiert.
Hier können die Ergebnisse der Online-Beteiligung und die Rückmeldungen der Postwurfsendung eingesehen werden:
- Dokumentation der Ergebnisse der Online-Beteiligung als PDF
- Dokumentation der Ergebnisse der Postwurfsendung als PDF
Die Rückmeldungen wurden vom beauftragten Planungsbüro Must Städtebau ausgewertet. Die grundsätzliche Umsetzbarkeit der Ideen und die Berücksichtigung vorhandener Qualitäten der Fläche sowie Fragen zur zeitlichen Umsetzung und zum Zusammenpassen der verschiedenen Ideen spielten dabei eine Rolle.
In der Sitzung des Ausschusses für Stadtentwicklung, Wirtschaftsförderung, Verkehr und Digitalisierung hat Broesi den Zwischenstand zur Auswertung vorgestellt. Außerdem hat er Vorschläge zu den Themen „Freiraum und Natur“, „Verkehrsinfrastruktur“ und „Siedlungsentwicklung“ vorgestellt, die aus der Auswertung entwickelt wurden und bei der Zukunftsvision berücksichtigt werden sollen.
Beispielweise sollen die vorhandenen Baumalleen behalten und mit Maß an ausgewählten Wegen ausgebaut werden. Dabei wird darauf geachtet, große landwirtschaftliche Flächen nicht zu zerstückeln, sondern zu erhalten. Flächen für eine moderne, kleinbäuerliche Landwirtschaft sind an Dorfrändern oder zwischen den Dörfern möglich. Eine breite, halboffene Waldstruktur entlang der Tagebaukante soll berücksichtigt werden.
Ein Rad- und Wanderwegenetz wird mit Maß und in Zusammenhang mit den Baumallen ausgebaut. Ebenso wird der öffentliche Personennahverkehr mit modernen Lösungen weiterentwickelt, hierbei wird eine Verbindung nach Mönchenglabdach und in andere Orte aus der Umgebung mitgedacht. Auch eine leistungsfähige Nord-Süd-Verbindung soll in der Zukunftsvision berücksichtigt werden. Weder die Seilbahn, noch die Agrarbahn werden in die weiteren Überlegungen aufgenommen.
Die bebauten Flächen bleiben als Siedlungsfläche bestehen. Welche Gebäude erhalten bleiben und für welche Gebäude ein Abriss grundsätzlich denkbar ist, soll ebenfalls in der Zukunftsvision thematisiert werden. Eine räumliche Erweiterung der fünf Dörfer zu einer „Stadt am See“ soll die Zukunftsvision nicht enthalten. Diese Entscheidung wird den kommenden Generationen überlassen.
Zur Ausschuss-Präsentation mit allen Vorschlägen
Ein Beschluss über die Zukunftsvision für die Flächen des Erkelenzer Tagebauumfelds wird nach der Sommerpause in den politischen Gremien der Stadt Erkelenz angestrebt.
Bürgerbeteiligung zur Entwicklung einer Zukunftsvision für das Erkelenzer Tagebauumfeld
Vom 2. Februar bis zum 15. März fand eine Bürgerbeteiligung statt, bei der alle Erkelenzer*innen ihre Meinung dazu abgeben konnten, wie sich die Flächen zukünftig entwickeln sollen, die nun doch nicht abgebaggert werden.
Grundlage der Beteiligung: Drei mögliche Zukunftsvisionen
In dem folgenden Video werden die drei Zukunftsvisionen erklärt, die die Grundlage für die Beteiligung und die Diskussion mit der Bürgerschaft waren:
Die im Video beschriebenen Visionen und ihre einzelnen Elemente konnten während der Beteiligung bewertet werden. Ebenso ließ die Beteiligung Raum für eigene Vorschläge.
Zentrales Element der Beteiligung: Online-Umfrage
Online konnten sich alle Erkelenzer*innen beteiligen. Insgesamt sind 2.303 vollständig ausgefüllte Fragebögen eingereicht worden.
Veranstaltungen in der Stadthalle
Zwei Beteiligungs-Veranstaltungen fanden in der Stadthalle statt. Die Erste war die Auftaktveranstaltung am 2. Februar, bei der sich die Erkelenzer Bürgerschaft über die Ideen zur Gestaltung der Flächen informieren, austauschen und direkt beteiligen konnte. Etwa 250 Bürger*innen besuchten die Auftaktveranstaltung.
Die zweite Veranstaltung am 2. März richtete sich an die direkt von Tagebau und Umsiedlung betroffene Bürgerschaft aus Keyenberg, Kuckum, Oberwestrich, Unterwestrich sowie Berverath. Bürgermeister Stephan Muckel erklärt: „Die Entscheidung zum vorgezogenen Kohleausstieg hat eine unmittelbare Auswirkung auf die derzeitigen Bewohnerinnen und Bewohner der fünf Dörfer. Aber auch die bereits umgesiedelten Menschen sind mittelbar von der Entscheidung betroffen. Deshalb haben wir eine weitere Beteiligungs- und Austauschmöglichkeit für diese Bürgerinnen und Bürger geschaffen.“
Rund 100 Menschen nahmen die Einladung an, etwa die Hälfte besuchte bereits die Auftaktveranstaltung. „Zu den verschiedenen vorgestellten Visionen gab es vielseitige Anmerkungen, aber es gab auch Rückfragen zum gesamten Beteiligungsverfahren. Insgesamt konnten wir weitere Anregungen sammeln und Unklarheiten beseitigen“, berichtet Michael Joos, Leitung des Planungsamtes der Stadt Erkelenz.
Postwurfsendung an alle Erkelenzer Haushalte
Darüber hinaus hat die Stadt Erkelenz eine Postwurfsendung mit Informationen und einem Antwortschreiben an die Erkelenzer Haushalte versandt. So erreicht die Stadt Erkelenz auch Bürger*innen, die sich online nicht beteiligt haben und keine Veranstaltung besuchen konnten.
Insgesamt sind 538 Postkarten bei der Stadt Erkelenz eingegangen, bei denen zahlreich von der Möglichkeit Gebrauch gemacht wurde, Freitext einzutragen.
Ziel der Zukunftsvision
Mit der gesamtstädtisch entwickelten Zukunftsvision möchte sich die Stadt Erkelenz frühzeitig dazu positionieren, wie sie die Flächen in den kommenden Jahrzehnten entwickeln will.
Verschiedene Gesetze, Verordnungen und Regelungen müssen auf Landesebene allerdings zunächst verabschiedet werden, bevor der vorgezogene Kohleausstieg eingeleitet und Maßnahmen zur zukünftigen Entwicklung der Flächen umgesetzt werden können.
Der Prozess zur Entwicklung einer Zukunftsvision
Meilensteine zur Entwicklung einer Zukunftsvision für das Erkelenzer Tagebauumfeld | |
Beschluss über Zukunftsvision in den politischen Gremien der Stadt Erkelenz | Nach der Sommerpause 2023 |
Auswertung und Entwicklung einer Zukunftsvision, die die beliebtesten Elemente aus den vorherigen Entwürfen enthält | Sommer 2023 |
Sachstandbericht durch Must Städtebau, Information über Auswertung und Info über aktuellen Stand zur Entwicklung einer neuen Zukunftsvision | 13. Juni 2023, 18 Uhr, Mensa Gemeinschaftshauptschule (Zehnthofweg 2), Ausschuss für Stadtentwicklung |
Sichtung der Daten und Zusammenstellung durch Must Städtebau | 15. März bis 1. Juni 2023 |
Bürgerbeteiligung: Online-Beteiligung, Präsenzveranstaltungen, Postwurfsendung. Drei verschiedene Zukunftsvisionen konnten bewertet werden, eigene Ideen konnten eingebracht werden | 2. Februar bis 15. März 2023 |
Information über Bürgerbeteiligung und Information über Prozess zur Entwicklung einer Zukunftsvision für das Erkelenzer Tagebauumfeld | November und Dezember 2022 |
Unterstützend dabei: Das Planungsbüro MUST Städtebau
Das Büro MUST Städtebau ist mit der Begleitung der Bürgerbeteiligung beauftragt. MUST ist ein interdisziplinäres Planungsbüro im Bereich der Stadt‐, Freiraum‐ und Infrastrukturplanung mit Sitz in Köln und Amsterdam. Seit 1997 befasst sich MUST mit unterschiedlichen Planungsaufgaben im Bereich nachhaltiger Stadt‐ und Regionalentwicklung.
Das Büro hat bereits eine Vielzahl an städtebaulichen und freiraumplanerischen Konzepten erarbeitet. Die Arbeit reicht dabei von Machbarkeitsstudien über eine dialogorientierte Prozesssteuerung bis hin zu konkreten umsetzungsorientierten Entwurfsplanungen.